Wie alles begann

Mit Beginn der Industriellen Revolution verloren die Handwerksgesellen ihre traditionelle Lebens- und Arbeitsweise. Der katholische Priester und Sozialreformer Adolph Kolping griff die Idee des Gesellenvereins auf, um dem Einzelnen die Möglichkeit zu geben, neue Perspektiven in den Lebensbereichen Glaube, Familie und Gesellschaft zu entwickeln. Sein Ansatz zur Lösung der sozialen Frage verbreitete sich innerhalb weniger Jahre in Deutschland und Teilen Europas.

Die heutige Kolpingsfamilie Schöppenstedt wurde 1929 mit zunächst 7 Gesellen gegründet. Heute zählt die Kolpingsfamilie Schöppenstedt mehr als 100 Mitglieder aus unterschiedlichen Berufen.

Das internationale Kolpingwerk hat ca. 450.000 Mitglieder in mehr als 50 Ländern.

Geschichte der Kolpingsfamilie Schöppenstedt

Die Gründung der Kolpingsfamilie Schöppenstedt wurde durch den damaligen Generalpräses Theodor Hürth mit dem 19. September 1929 zu Köln, als katholischer Gesellenverein, beurkundet. Damals waren nach abgeschlossener Handwerkslehre, Wanderjahre allgemein üblich. Die Meister konnten die ausgebildeten Lehrlinge oft aus wirtschaftlichen Gründen nicht weiterbeschäftigen, also zog man auf Arbeitssuche in die Fremde. Durch die Hilfe der Kolpingsfamilie Wolfenbüttel fanden sich so auch hier 7 junge Handwerksgesellen aus dem kath. Eichsfeld und von Rhein und Ruhr kommend, zur Gründung des kath. Gesellenvereins zusammen. In dem Erbauer der St. Josephs-Kirche, Pastor Lothar Greve fanden sie einen eifrigen, für die Ideale Adolph Kolpings aufgeschlossenen Förderer und ersten Präses. Der Gründungstag war ein Festtag für die ganze junge St. Josephs- Gemeinde Schöppenstedt. Viele Gesellenvereine aus Nah und Fern waren mit ihren Bannern angereist und nahmen an der Feier teil.

Leider sollte das junge Pflänzlein nicht lange am Leben bleiben. Der über Deutschland hereinbrechende Nationalsozialismus duldete keine kirchlichen Vereinigungen. Die ersten Zeichen des Glaubenskampfes wurden sichtbar. Mit der Zwangsweisen Auflösung aller kirchlichen Vereine im Jahre 1934, war auch das vorläufige Ende des kath. Gesellenvereins Schöppenstedt gekommen. Zusammenkünfte waren nur noch im Geheimen möglich. Das Banner wurde versteckt und so dem Zugriff entzogen. Es kamen die schrecklichen Kriegsjahre und das unheilvolle Ende. Viele junge Männer, dem grausamen Geschehen entronnen und aus der Gefangenschaft kommend, fanden in Schöppenstedt eine neue Bleibe. Hier fand der heimkehrende Soldat als Gatte, Sohn und Bruder seine Angehörigen wieder, die oft als Heimatvertriebene eingewiesen worden waren. Not und Elend waren ihre Hauptbegleiter. Zentraler Mittelpunkt wurden Kirche und Pfarrgemeinde. Der aus russischer Kriegsgefangenschaft entlassene Kürschnermeister Josef Heimann, ein alter, treuer schlesischer Kolpingssohn, der in Schöppenstedt eine neue Heimat fand, war es, der hier uneigennützig und aufopfernd junge Menschen um sich sammelte und sie für die Ideale Kolpings begeisterte. In dem Pastor und späteren Präses Heinrich Bögel fand man einen väterlichen Freund und Förderer.

So wurde am 14.04.1948, mit 8 Neuaufnahmen die Kolpingsfamilie zu neuem Leben erweckt. Das alte Banner wurde wieder aus dem Versteck geholt. Es war ein Neuanfang mit Elan und Schwung. Der Nachholbedarf an geistiger Kost war nach der Diktatur und dem Krieg groß. Die politische, geistige und wirtschaftliche Neuordnung unseres Vaterlandes beschäftigte uns in vielen Vorträgen und Diskussionen. Schon 1949 hatten wir einen Mitgliederbestand von 19 Männern und Jungmännern. Im selben Jahr fuhren 10 Kolpingsbrüder zum 100 jährigen Bestehen des Kolpingwerkes nach Köln und zum ersten Mal an das Grab des Gesellenvaters Adolph Kolping. Viel Kraft und Mut wurden heimgebracht. 1954 wurde mit vielen Festbeiträgen das 25 jährige Bestehen gefeiert. Ein großer Erfolg für die junge, wiedererstandene Kolpingsfamilie. Die großen Veranstaltungen des Kolpingwerkes werden unvergessen bleiben. So die Graböffnung 1961, der internationale Kolpingtag 1964, die Domwallfahrten und die Diözesankolpingtage. Alles Erlebnisse die der Gemeinschaft viel gebracht haben. Durch reges Leben und rastlose Arbeit fanden immer wieder junge Männer zu uns.

Im Mai 1975 nahmen 7 Kolpingleute an der internationalen Kolpingwallfahrt nach Rom teil. Für alle Teilnehmer unvergesslich und beeindruckend. Im September 1975 wurde die erste Gruppenfahrt mit dem Bus nach Berlin gemacht, eine 3 Tage Wochenendreise, die zu einer bis heute dauernden Freundschaft zur Kolpingsfamilie St. Josef in Berlin-Siemensstadt führte. Ein weiterer Höhepunkt im Vereinsleben wurde 1976 die Aufnahme von 7 Kolpingschwestern, die durch Satzungsänderung des internationalen Kolpingwerkes ermöglicht wurde.

Das Jahr 1979 war sehr ereignisreich. Im Juli löste Pfarrer Thomas Pabst nach 20 jähriger Amtszeit den Präses Pfarrer Erich Heimann ab. Im September konnte dann mit einer Festwoche das 50 jährige Jubiläum gefeiert werden. Angefangen mit einem Festgottesdienst, der durch den unvergesslichen Diözesanpräses und späteren Domkapitular Wolfgang Freter zelebriert wurde, ging es dann mit einem Bannermarsch in Begleitung des Fanfarenzuges der damaligen Schöppenstedter St. Georgs-Pfadfinder in den Gasthof „Zum Zoll“. Im festlich geschmückten und mit vielen Gästen gut gefüllten Saal hielt Kolpingbruder Helmut Sauer MdB aus Salzgitter die Festansprache zum Thema:“ Der christliche Beitrag für die Zukunft der Gesellschaft.“ Viele Abordnungen der Schöppenstedter Vereine, Vertreter der politischen Parteien, sowie Rat und Verwaltung der Stadt, nahmen am Festakt teil.

Ein lange gehegter Wunsch ist am Sonntag den 06.12.1981 Wirklichkeit geworden, eine Jugendgruppe mit 12 Leuten konnte mit Freuden in unsere Kolpingsfamilie aufgenommen werden. Unter der Führung von Gruppenleiter Peter Lyschik wuchs die junge Schar auf 30 Mitglieder an, die sich durch viele Aktivitäten auszeichnete. Die aufgenommenen Jugendlichen waren:  Peter Lyschik, Beate Lyschik, Martina Kretschmer, Barbara Piper, Brigitte Gückel, Uwe Kohl, Uwe König, Ulrike Schrader, Hansjoachim Hayn, Jörg Wachsmann, Peter Wachsmann, Dag Wachsmann.

Am 27. Februar 1983 führte die Kolpingsfamilie zum 1. Mal ein Fastenessen durch. Es gab Pellkartoffeln mit einmarinierten Hering, oder Senfeier. Der Erlös von 265,-DM konnte der Kolping-Entwicklungshilfe für „Hilfe zur Selbsthilfe“ in Brasilien zugeführt werden. Im Mai 1983 nahm die Kolping-Jugend an einem Arbeitseinsatz in der kurz vor der Vollendung stehenden Familienferienstätte des Kolpingwerkes Diözesanverband Hildesheim in Duderstadt teil und hier verbrachte unsere Gemeinschaft vom 09.-11.12. mit 40 Teilnehmern ein Wochenendseminar. Es ist dann zur Tradition geworden, das die Kolpingsfamilie immer im Dezember mit großer Teilnehmerzahl dort ein Wochenendseminar verbringt. Unsere Gemeinschaft hat in den vergangenen Jahren viele Gruppenfahrten unternommen.

Vom 28.05.-04.06.1984 führte uns eine Fahrt per Bahn nach Ohlstadt bei Garmisch-Partenkirchen. Für die Kolpinger hielt der IC per Sonderhalt. Auch die Zugspitze wurde natürlich aufgesucht. Am 09.09.1984 wurde unter maßgeblicher Mitarbeit der Kolpingsfamilie Schöppenstedt ein Bezirksfamilientag durchgeführt. Die Braunschweiger Zeitung berichtete, dass 400 Personen an der Veranstaltung teilnahmen. Im Jahre 1984 wurde auch für die Außenfassade der St. Joseph-Kirche eine Josefsfigur angeschafft. Der hl. Josef ist Schutzpatron des Kolpingwerkes und so war es selbstverständlich, dass unsere Kolpingsfamilie 1.000,- DM zusteuerte.

Im April 1989 fuhren Kolpingsschwester – Ilse Böhmer und 1. Vorsitzende Hubert Piper mit Ehepartnern nach Magdeburg zur Begegnung mit Kolpingsfamilien der Stadt. Hieraus entstand die Freundschaft zur Kolpingsfamilie St. Adalbert, die bis heute andauert. Im Juni 1998 übergibt die Kolpingsfamilie an der Friedenseiche in Schöppenstedt 2 rustikale Eichenbänke an den Bürgermeister Karl-Heinz Mühe und an die Samtgemeindebürgermeisterin Ruth Naumann. Der Baum wurde selbst im Wald geschlagen und die Bänke daraus gefertigt.

Am 16.07.1989 wurde das 60 jährige Bestehen gefeiert. Nach dem Festgottesdienst mit Diözesanpräses Benno Nolte fand im Pfarrgarten bei herrlichem Wetter und unter großer Beteiligung auswärtiger Kolpingsfamilien und der St. Josephsgemeinde eine Feierstunde statt. Für 40 jährige Mitgliedschaft wurden hierbei die Kolpingsbrüder Leo Freier und Franz Steiner sowie für 60 Jahre der Mitbegründer Josef Piper geehrt.

Am Sonntag den 19 November 1989, die Wende zur deutschen Wiedervereinigung war eingeleitet, die Grenzen waren für die DDR-Bürger gefallen, die Stadt war voller Besucher. Die Kolpingsfamilie lud die in die Stadt strömenden DDR-Bürger zum Aufwärmen und zu Kaffee und Kuchen in das Pfarrheim ein. Am 1. Mai 1990 wurde von der Kolpingsfamilie die erste Wanderung zum Brocken durchgeführt. Vom 04. – 13. Mai 1990 fand die 1. Gruppenfahrt mit dem Bus nach Rom statt, mit Besuchen in Assisi, Castel Gandolfo und dem Weinort Frascati. 17. Juni 1990 Busfahrt nach Magdeburg ,Begegnung mit der Kolpingsfamilie St. Agnes, mit gemeinsamer Schiffsfahrt auf der Elbe.

05.12.1992 – Kolpinggedenktag. – Nach 1 jähriger Vorbereitung durch Kolpingsbruder Andreas Lyschik konnten 9 Jugendliche in die Kolpingsfamilie aufgenommen werden. Anlässlich des 65 jährigen Bestehens wurde am Heilig Abend 1994 dem Altenheim Schloss Schliestedt ein Springbrunnen als Raumbefeuchter als Geschenk überreicht. Am 28. September 1996 trug die Kolpingsfamilie – Schöppenstedt im Ortsteil Sambleben die Diözesan-Fußballmeisterschaft aus. Beginn mit einer hl. Messe auf dem Sportplatz, zelebriert durch den Bezirkspräses Erwin Rheder aus Wolfsburg. Die Schöppenstedter Kolpingsfamilie wurde 3. Sieger.

Seit 1986 hat die Kolpingsfamilie für die Aktionen der Kolping- Entwicklungshilfe „Unser täglich Brot“, “Zeichen der Hoffnung“, sowie für die Flüchtlingshilfe Kosovo, der Adolph Kolpingstiftung und Elbeflutopfer eine Summe von 10.005.- Euro gespendet. Im Jahre 2002 stiftete die Kolpingsfamilie eine Josefsfigur, die nach der Renovierung und dem Umbau des Pfarrheims im Foyer ihren Platz gefunden hat. Die Figur wurde von dem Magdeburger Künstler Martin Hoffmann geschaffen.

In vielen Veranstaltungen setzte sich die Kolpingsfamilie zu aktuellen Themen aus der Politik, Wirtschaft, Soziales, Familie, Kirche und Umwelt auseinander. Auch die Geselligkeit wurde sehr gepflegt. So bleiben wir weiterhin Mittelpunkt der St. Joseph-Gemeinde in Schöppenstedt. Mit z.Z. 99 Mitgliedern, Frauen, Männern und Kindern bilden wir eine solide Vereinigung Gleichgesinnter, für Familie, Kirche und Staat. Durch die Fürbitte unseres Gesellenvaters Adolph Kolping ein sichtbarer Erfolg. Möge sein Geist uns weiterhin formen und prägen zum Wohle unserer geschwisterlichen Gemeinschaft.